Als Gründercoach kenne ich alle Rechtsfragen rund ums Thema Gründung, die angehende Unternehmer beschäftigt. Durch meine eigenen Erfahrungen als mehrfache Gründerin und meine langjährige Zusammenarbeit mit Gründern kann ich die allermeisten Fragen selbst schnell beantworten. Es gibt aber immer wieder auch Momente, in denen ich gern den juristischen Rat eines Anwalts hinzuziehen. Mein Ansprechpartner Nr. 1 bei rechtlichen Fragen ist der Rechtsanwalt Thomas Betzer aus Aachen. Damit auch du von seiner fachmännischen Meinung als Rechtsprofi zum Thema Gründung profitieren kannst, habe ich ein Interview mit ihm geführt.

Mona: Hallo Thomas! Was antwortest du Klienten, die dich fragen, wie sie sich selbstständig machen können?

Thomas: Am Anfang müssen sich Gründer kritisch fragen, ob sie gewillt sind, mehr zu arbeiten, mit ungewissem Einkommen, mit mehr Verantwortung und hoher Disziplin. Wenn sie diese Punkte für sich mit Ja beantworten können, benötigen sie ein Konzept, eine Planung, einen Finanzplan und eine Geschäftsgründung.

Mona: Das stimmt. Ich sage immer: Wer mit Plan gründet, wird auch schneller Geld verdienen. Für wie entscheidend hältst du die Geschäftsidee? Ist die richtige Geschäftsidee schon ein Garant für eine erfolgreiche Selbstständigkeit?

Thomas: Die Selbständigkeit beginnt mit der Geschäftsidee. Doch auch die beste Geschäftsidee kann nur florieren, wenn die äußeren Umstände stimmen. Gerade in der Anfangsphase ist die Kontrolle der laufenden Kosten ein zentrales Thema jedes Firmengründers. Es reicht nicht aus, dass Freunde und Bekannte die Geschäftsidee positiv finden. Sie müssen sich vor der Umsetzung informieren über die Marktlage, Gibt es das Produkt schon? Konkurrenz, Sättigung des Marktes, usw.

Geschaeftsidee fuer Gruender
Mona: Stichwort „Kostenkontrolle“. Welche Tipps hast du für Gründer, die zu Beginn noch kein großes Budget zur Verfügung haben?

Thomas: Trotz begrenzter wirtschaftlicher Möglichkeiten ist ein professioneller Außenauftritt unerlässlich für den erfolgreichen Start ins Geschäftsleben. Geschäftspartner, Geldgeber und Kunden müssen auf den ersten Blick die professionelle Einstellung des Unternehmers wahrnehmen. Hier verbietet es sich, Kundenkontakte von zu Hause aus zu pflegen, oft nur über Mobiltelefon und E-Mail erreichbar zu sein. Die Geschäftswelt liegt außerhalb der eigenen vier Wände, weshalb repräsentative Büroräume, gesicherte telefonische und persönliche Erreichbarkeit des Unternehmens zu den üblichen Bürozeiten und ein freundlicher Empfang potentieller Kunden, das Rückgrat einer erfolgreichen Gründung darstellen. Wird hier gespart, verliert das Unternehmen schnell die nötige Seriosität in der Außendarstellung. Ein Verlust, der später nicht mehr zu korrigieren ist.

Dennoch sind gerade Personalkosten in der Gründungsphase kaum zu schultern, wenn es lediglich darum geht, gelegentliche Telefonanrufe, angelieferte Ware oder Postzustellungen entgegenzunehmen oder einzelne Kunden zu empfangen. Hier bieten Gründerzentren mit Bürodiensten die optimale Lösung. Gemeinsam mit meinem Partner Martin Speicher habe ich die Firma „AIXPORT“ gegründet, mit der wir für Existenzgründer kleine Räumlichkeiten und anfängliche Dienste bieten.

Mona: Ohne Kunden keine Kohle. Daher werde ich immer wieder gefragt, wie man am besten den Kontakt zu potentiellen Kunden herstellen kann. Was antwortest du auf diese Frage?

Thomas: Den Kontakt zu potentiellen Kunden herzustellen, stellt sich häufig als eine der größten Hürden heraus. Auch das beste Produkt und die innovativste Dienstleistung bleiben Ladenhüter, wenn die Kommunikation nach außen nicht professionell umgesetzt wird. Ein eigener Internetauftritt ist in der modernen Geschäftswelt auch für Kleinunternehmen eine Selbstverständlichkeit. Visitenkarten und Briefpapier sind das Gesicht eines Unternehmens, da hierdurch zumeist der erste Kontakt hergestellt wird. Hier ist ein professionelles Design unerlässlich.

Mona: Wie können Gründer ihr Geschäft bekannt machen?

Thomas: Die effektivste und preiswerteste Methode der Werbung ist die Mundpropaganda. Allein die Mundpropaganda reicht heute jedoch nicht mehr aus. PR, Marketing und Werbung sind unerlässlich, aber auch sehr teuer. Gerade für den Firmengründer ist es entscheidend, auf welche Werbemaßnahmen er nicht verzichten sollte. Auch hier sollte zu Anfang zumindest eine Standard-Homepage sowie Logo und Briefkopf vorhanden sein.

kostenkontrolle
Mona: Braucht es aus deiner Sicht einen Businessplan für die Gründung?

Thomas: Der Geschäftsplan, oder auch Businessplan genannt, wird benötigt, um eine Bank oder Investoren als Geld- bzw. Kreditgeber zu gewinnen. Weiterhin dient der Businessplan als Leitfaden, wann welche Ziele im neuen Unternehmen umgesetzt werden. Der Businessplan wird schließlich von der Bundesagentur für Arbeit verlangt, soweit Gründerzuschüsse beantragt werden.

Mona: Wie können Gründer ihr Produkt, ihre Idee schützen?

Thomas: Zum Schutz vor Kopierung eines Produktes wirkt das Patent. Der Vorgang dauert etwa 2 Jahre. Als Übergangslösung hilft oft der billigere Gebrauchsmusterschutz. Weiterhin kann die Marke selber geschützt werden.

Mona: Wie steht es mit der Versicherungspflicht für Gründer?

Thomas: Als Selbständiger ist man von der Versicherungspflicht befreit und kann sich privat krankenversichern. Vor Abschluss oder Wechsel sollte man jedoch die Tarife mehrerer Versicherungen miteinander vergleichen lassen. Als sinnvoll erweist sich zudem der Abschluss einer Krankentagegeldversicherung, um einem Einkommensverlust im Krankheitsfall vorzubeugen.

Mona: Wie bekommen Gründer Startkapital?

Thomas: Einen Eigenkapitalanteil von wenigstens 15 % sollte man selber mitbringen. Um dann Gelder aus Förderprogrammen zu bekommen, gibt es eine Menge Töpfe. Darlehen zu erhalten, ist heutzutage schwieriger geworden, obwohl die Zinsen sehr niedrig sind. Das liegt an den hohen Kreditausfällen. Hohe Investorenbeträge ab 500.000 Euro erhält man durch Venture Kapital, zu Deutsch: Risikokapital. Die Investoren bekommen dafür Anteile an der Firma.

Businessplan fuer die Gruendung
Mona: Welche Behörden müssen angehende Unternehmer für ihre Gründung kontaktieren?

Thomas: Freiberufler benötigen lediglich das Finanzamt. Einen Gewerbebetrieb muss bei dem Ordnungsamt angemeldet werden. Einen Handwerkbetrieb muss in der Handwerksrolle eingeschrieben werden. Eine GmbH, AG, OHG, KG muss in das Handelsregister im Amtsgericht eingetragen werden.

Wer Arbeitnehmer einstellt, muss diese innerhalb von einer Woche bei der Krankenversicherung, Rentenversicherung, Berufsgenossenschaft und beim Arbeitsamt anmelden.

Es kann auch sein, dass der Betrieb eine weitere besondere Erlaubnis benötigt. Die zuständige Behörde für die Beantragung hängt von der Erlaubnis an (z. B. benötigt ein Transportunternehmen eine Beförderungslizenz).

Aller Anfang ist schwer – besonders im Umgang mit Behörden und Ämtern. Auch die Wahl der richtigen Rechtsform für das junge Unternehmen ist von zentraler Bedeutung, da Fehler in der Struktur zu hohen Haftungsrisiken und übermäßiger Steuerlast führen können. Deshalb ist es wichtig, die eigene Geschäftsidee gemeinsam mit erfahrenen und starken Partnern zu entwickeln und zu gestalten

Mona: Lieber Thomas, ich danke dir sehr für das interessante Interview!

Thomas: Sehr gerne, liebe Mona!

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Mona Wiezoreck (Gründercoach)

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